Mittwoch, 21. Januar 2015

Andreas Dreichel im Portrait

Vergebene Möglichkeiten sind Geschichte
Es ist vielleicht ein wenig hochgegriffen, Andreas Dreichel als die Lebensversicherung des TSV Victoria Clarholz zu bezeichnen. Doch diese Formulierung kommt der Bedeutung, die der Offensivmann für den Fußball-Westfalenligisten hat, schon sehr nahe. Satte 13 Tore hat der 28-Jährige seit seiner Rückkehr ins Holzhofstadion bereits erzielt. Und hat damit großen Anteil an der bislang so guten Serie des Clubs.
Wirft man einen Blick auf den Werdegang von Andreas Dreichel und Victoria Clarholz in den vergangenen Jahren, wird man den Eindruck nicht los, dass eine Art gegenseitige Abhängigkeit beide Parteien verbindet. Dreichel hat es in früheren Jahren bereits beim SC Verl probiert, dort sogar bei vier Kurzeinsätzen Regionalliga-Luft geschnuppert, war zuletzt mit Zwillingsbruder Eugen beim SC Delbrück. Erfolgreich war er aber immer nur in Clarholz.
Und seine Victoria? Hatte in der vergangenen Spielzeit – ohne Dreichel – einige Probleme, musste lange um den Klassenerhalt bangen, nur um eine Saison später – mit Dreichel – eine erstaunlich solide Hinrunde zu spielen, an deren Ende Platz sieben stand. Viel mehr kann der Club in dieser Liga nicht erwarten.
Manchmal, so erzählt es Andreas Dreichel an diesem Freitagnachmittag, trauere er schon noch ein wenig den vergebenen Möglichkeiten nach, sich im höherklassigen Fußball zu behaupten. „Vielleicht“, sagt er und denkt dabei vor allem an die Zeit beim SC Verl, „hat mir da die Durchsetzungskraft gefehlt.“ In der Saison 2009/2010 spielte Dreichel unter anderem an der Seite von Jannik Schröder oder auch Kevin Freiberger – der eine hat es in Verl gepackt, der andere ist mittlerweile sogar in der dritten Liga, beim VfL Osnabrück. Dreichel dazu: „Ich hätte es vielleicht auch schaffen können.“ Er sagt aber auch: „Diese Zeit ist vorbei.“ Nachtrauern klingt anders. Dreichel wirkt glücklich, fußballerisch ist er endgültig angekommen. Bei der Victoria, bei seinen „Clarholzer Jungs“.
Warum es unter Trainer Frank Scharpenberg jetzt so gut läuft? „Das ist hier wie in einer Familie“, antwortet Dreichel. In Clarholz spüre er keinen Druck, sagt er. Das war bei seinen vorherigen Clubs anders. „Da musste ich unbedingt.“ Mittlerweile muss er nicht mehr – und tut es erst recht.
Verwechslungs- und Torgefahr bei Victoria
Es klingt beinahe wie eine Drohung. In der kommenden Saison wird auch Eugen Dreichel, Zwillingsbruder von Andreas und gerade erst vom SC Delbrück zum SV Avenwedde gewechselt, im Trikot von Victoria Clarholz spielen.
Wie Andreas ist auch Eugen Dreichel in der Offensive zuhause. „Wir sind halt Zwillinge“, sagt Andreas Dreichel lächelnd und zuckt mit den Schultern. Kurz darauf erzählt er eine Anekdote aus der vergangenen Spielzeit, als beide noch in Delbrück waren. „Da habe ich gefoult und hatte schon Gelb – doch der Schiedsrichter zeigte Eugen die Karte.“ Also sollen die Dreichel-Zwillinge demnächst für Verwechslungs- und Torgefahr sorgen. Auf die Clarholzer Kontrahenten warten zweifellos knifflige Aufgaben.
Doch das ist noch Zukunftsmusik. An die nächste Saison denken Andreas Dreichel, der mit seiner Frau Svetlana und zwei Kindern in Rheda-Wiedenbrück lebt, und seine Mannschaftskollegen noch lange nicht. 22 Punkte und Platz sieben sind zwar eine gute Voraussetzung für eine erfolgreiche Rückserie, aber keine Garantie für den erneuten Verbleib in der Westfalenliga.
„Wir müssen so viele Punkte sammeln, dass es zum Klassenerhalt reicht. Danach kann man immer noch weitersehen“, sagt Andreas Dreichel. Wenn er allerdings seine Tor-Quote beibehält, sollte das anvisierte Saisonziel früh erreicht sein. 13 Treffer hat er schon – das ist Ligaspitze.
Wie oft er noch jubeln wird? Andreas Dreichel grinst. „Da läuft eine kleine Abmachung mit dem Trainer“, erklärt der Offensivspieler. Wenn er auf 20 Tore kommt, gibt‘s ein Präsent von Frank Scharpenberg. Vor ein paar Jahren gab es bereits neue Badelatschen. „Die habe ich also schon“, sagt Dreichel. „Aber neue Fußballschuhe wären ganz gut.“